Prolog.
Da ist dieses Haus. Mit den hundertsechzig Fenstern und hundertsechzig Türen. Hinter jedem Fenster ist ein Raum, hundertsechzig Wohnungen mit hundertsechzig Leben darin.
Jeder Raum ist klein; so klein, dass man beim Husten direkt in Nachbars Bett sitzt und dessen Fernsehsender in der eigenen Küche spült.
Ich bin eines der hundertsechzig Leben und, wenn ich vorbeilaufe vor dem Haus mit den vielen Leben, und hineinsehe in die Fenster und Türen, dann weiß ich, dass ich nicht einmal fünf von ihnen vom Sehen und keinen von ihnen mit Namen kenne. Ich kenne nur die Schilder an Klingelbrett und Briefkästen.
Es ist ein trauriges Leben, nicht zu wissen, ob und wer drei Zentimeter neben dir ist. Und doch ist alles so nah. Eines Nachts komme ich heim, und ich höre aus dem Nebenzimmer das Lied, das ich seit Tagen hörte. Ich lege mein Ohr an die Zwischenwand, zwischen meinem und seinem Raum, höre die Musik, höre ihn atmen. Ich schließe die Augen und fühle mich nah, ihm nah, nah zu einem „daheim“. Wo auch immer es sein mag.

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