Absurditäten.
Wie Sardinen, denke ich, wie Sardinen stehen sie gedrängt in der Bahn, Haut an Haut, Schweiß an Schweiß, den Atem vom einen und vom anderen im Gesicht. Im Versuch, den anderen nicht zu berühren, drehen sie sich und haben erst recht die Hand, das Bein, die Berührung des anderen am eigenen Körper. Im Gemenge ich, eine Hand in der Halteschlaufe, den Rest des Körpers abgestützt an anderen Körpern. Ich höre die Musik aus den Kopfhörern des Mannes rechts von mir, lasse sie das Gespräch eines Paares links von mir begleiten, während ich im Fenster eine Frau beobachte, die ihrerseits sich selbst beobachtet.
Bei jedem Halt geht die Tür auf und die schon so volle und gedrängte Masse sieht entsetzt auf diese zehn, fünfzehn, zwanzig Menschen, die ihrerseits entsetzt auf die so volle und gedrängte Masse sehen. Die zehn, fünfzehn, zwanzig Menschen holen Luft, halten sie an und quetschen sich seufzend durch die Tür, in die Masse hinein und werden innerhalb von Augenblicken selbst Teil dieser Masse, Haut an Haut, Schweiß an Schweiß, den Atem vom einen und auch vom anderen im Gesicht. Irgendwo hinten im Bahnabteil singt eine christliche Kindergruppe: Er ist am Kreuz gestorben, ich glaube fest daran...

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