Montag, 27. Juli 2015
Horizontale (1-8).
Die Frau steht im Supermarkt und knallt einen Strauß Blumen auf das Band, hinter den sie eine Schachtel Pralinen legt. Sie kauft das alles, die Pralinen, der Strauß Blumen, und dabei ist es gar nicht ihre Mutter, die Geburtstag hat, es ist die Schwiegermutter, die Mutter des Mannes, der Mann, der jetzt gerade, ja eigentlich, wo ist? Der Mann ist nicht da, die Schwiegermutter hat aber nunmal Geburtstag und so ist es die Frau, die jetzt im Supermarkt steht, einen Strauß Blumen auf das Band knallt, dahinter eine Schachtel Pralinen legt, der Strauß, die Pralinen, die Schwiegermutter.
Der Mann steht währenddessen mit der Geliebten auf dem Balkon, Schweiß und Liebe in der Luft, er raucht, er sieht hinaus, er denkt an die Geliebte, an die Arbeit, an alles, aber nicht an die Frau und nicht an die Schwiegermutter, die doch eigentlich seine Mutter ist, er denkt an die Geliebte und nicht an die Frau, er denkt an die Arbeit und nicht an den Geburtstag der Mutter. Der Blick schweift vom Balkon aus über die Gärten, über die Familien, die den Sonntagmorgen mit einem Frühstück im Garten beginnen, gedankenverloren betrachtet er schräg gegenüber, wie ein Paar zu Besuch bei den Eltern kommt und die Mutter den Kuchen anschneidet, die Mutter, er zuckt, die Mutter, Geburtstag, was ist mit Blumen, der Strauß, die Pralinen, die Mutter.
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Die Frau läuft schweigend durch den Park, den Strauß Blumen in der Hand, die Pralinen unter den Arm geklemmt, in der anderen Hand eine Zigarette, sie geht vorwärts, scheint aber lieber rückwärts gehen zu wollen, für jeden einzelnen Schritt setzt sie den Fuß nach vorne und wünscht doch gleichzeitig, der Fuß würde wie von einer unsichtbaren Kraft zurückgezogen und sie in eine andere Richtung bewegen. So geht es Schritt für Schritt vorwärts und eben nicht rückwärts, denn da ist keine unsichtbare Kraft, da sind nur die Schritte, und die gehen eben vorwärts, einer vor den anderen, bis da die Tür ist, die Tür der Mutter des Mannes, der Schwiegermutter. Die Frau drückt die Zigarette mit dem Fuß aus, atmet noch einmal tief ein und klopft.
In dem Moment, in dem die Tür aufgeht und das Gesicht der Schwiegermutter erscheint, bewegen sich mechanisch wie bei einer Marionette die Mundwinkel der Frau nach oben. Ja, schön, dich zu sehen, sagt sie, und die Schwiegermutter sagt nur: Wo ist mein Sohn?. Ich denke arbeiten, sagt sie, aber er wird bestimmt nachkommen.
Kurz darauf sitzt sie schon am Tisch, die Pralinen sind verstaut worden, der Strauß Blumen steht in einer ausnehmend scheußlichen Vase vor ihrem Teller mit dem Kuchen darauf, ein Kuchen, trockener als die Wüste, so staubig, dass, sobald man mit der Gabel in ihn hineinsticht, man glauben könnte, einen wahrhaftigen Wüstensturm zu sehen. Wo ist mein Sohn?, fragt die Schwiegermutter wieder. Ich denke arbeiten, wiederholt sie, aber er wird bestimmt nachkommen. Die Schwiegermutter schnaubt: Seine eigene Mutter vergessen, das wäre ihm früher nie passiert. Erst, seit er mit dir verheiratet ist, ist er so. Die Frau zieht wieder die Mundwinkel nach oben und schweigt. Es läutet an der Tür.
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Ich mache schon auf, sagt die Frau, steht auf und scheint froh zu sein, endlich wegzukommen, von der ausnehmend scheußlichen Vase, dem staubtrockenen Kuchen und vor allem aber von der Schwiegermutter, also steht sie auf, geht zur Tür und öffnet. Der Mann, der ähnlich wie kurz vorher noch seine Frau zeitgleich mit dem Öffnen der Tür die Mundwinkel nach oben gezogen hat, stutzt kurz, da die Frau, seine Frau, und nicht die Schwiegermutter, seine Mutter, vor ihm steht. Er richtet zeitgleich mit dem Jackett sein Gesicht und setzt stattdessen ein schuldbewusstes Lächeln auf: Tut mir leid, ein Kollege ist krank geworden.
Die Frau sieht ihn an, packt seinen Arm und zieht den Mann hinein, erst in den Flur, dann durch die Tür daneben ins Bad und schließt die Tür hinter ihm. Ein Kollege also, sagt sie, nimmt das Handtuch neben dem Waschbecken, feuchtet es an und beginnt, den Lippenstiftfleck vom Kragen des Mannes, ihres Mannes, zu wischen, und ignoriert dabei dessen sich vor Scham immer röter verfärbendes Gesicht.
Schatz, es ist nicht so, wie..., beginnt er, aber sie schüttelt den Kopf. Ist schon gut, sagt sie, lass uns den unseligen Geburtstag einfach hinter uns bringen. Er nickt, und nachdem sie den Lippenstiftfleck, den die Geliebte kurz vorher nicht ganz unabsichtlich gut sichtbar auf dem Kragen platziert hat, so gut es geht weggewischt hat, wirft sie ihm einen langen Blick zu, er nickt, und sie gehen hinaus.
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Auf der Fahrt zurück herrscht Schweigen, aber daran sind beide längst gewöhnt. Der Mann merkt irgendwann, dass er seinen Ehering, den er vor dem Besuch bei der Geliebten immer abzieht, um das schlechte Gewissen ein bisschen zu mindern, noch nicht wieder an den Finger gesteckt hat, und versucht umständlich, ohne dass die Frau es bemerkt, während der Autofahrt den Ring irgendwie wieder an den Finger zu bekommen. Die Frau verdreht irgendwann die Augen, seufzt, und zieht ihm den Ring mit einer Bewegung über den Finger, lässt sich wieder in den Sitz fallen und sieht aus dem Fenster.
Rot, du Arschloch!, brüllt der Mann los und schlägt mit der Faust auf die Hupe. Die Frau schüttelt den Kopf und sieht genervt aus dem Fenster. Was, was ist?, sagt er gereizt, und sie: Ach komm, lass mich doch. und schweigt wieder.
Zuhause knallt sie die Autotür zu, sperrt die Haustür auf, und verschwindet in ihrem Arbeitszimmer. Er geht in die Küche, lässt sich auf einen Stuhl fallen und sieht nachdenklich das Hochzeitsbild im Eck an. Lachen, Strahlen, Glück, irgendwann ist alles Leere, Schweigen, Schuld. Wie es kommt, wann es kommt, wieso es kommt, wer weiß das schon. Das Handy vibriert. Die Geliebte, wann sagst du es deiner Frau, wann trennst du dich, Trennung, Entscheidung, wer entscheidet sich schon, vielleicht entscheidet man sich auch immer nur für den, der am längsten die Füße stillhält, ja vielleicht, vielleicht ist das so.
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Die Frau steht in der Küche und schenkt sich eine Tasse Kaffee ein. Während sie die Kaffeekanne in der Hand hält, fällt ihr Blick auf ihren Ehering, eine Weile betrachtet sie ihn nachdenklich und zieht dann schließlich eine zweite Tasse aus dem Küchenschrank und schenkt auch in diese Kaffee ein. Mit beiden Tassen in den Händen geht sie barfuß die Treppe zum Arbeitszimmer des Mannes nach oben. Die Tür ist nur angelehnt, sie lugt durch den Spalt hindurch und sieht ihn, wie er vor dem Spiegel steht.
Ich habe jemanden kennengelernt, sagt er zu seinem Spiegelbild: ich habe jemanden kennengelernt und mich verliebt, ach, er bricht ab, fängt dann doch wieder an: ich weiß nicht, unsere Ehe ist so... doch so geworden wie alle anderen Ehen, dabei wollten wir das doch nie und jetzt, irgendwann habe ich sie kennengelernt und mich verliebt und, er atmet durch: sie will, dass ich mich trenne, er bricht ab und sagt leiser: ich will mich aber nicht trennen, ich kann das gar nicht, ich..., er schweigt.
Die Frau hält den Atem an und die Tassen immer noch in den Händen. Ganz leise und vorsichtig schleicht sie auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, um dann festen Schrittes laut hörbar und sich räuspernd die Treppe wieder hochzustampfen. Schon bevor sie die Tür öffnet, sagt sie laut: Schatz, ich habe Kaffee mitgebracht.
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Das Handy des Mannes vibriert und vibriert, abwechselnd Nachrichten und Anrufe, er sitzt daneben, hat die Brille abgenommen und sieht müde aus. Die Frau stellt ihm einen Kaffee hin: Willst du nicht mal drangehen?, aber er schüttelt den Kopf. Die Frau geht zurück in die Küche und schneidet weiter Gemüse, als sie durch das Küchenfenster einen Sportwagen vorfahren sieht. Die Geliebte steigt aus, ihr Gesicht hat sich vor Wut rot verfärbt, sie wirft knallend die Autotür zu und läuft, rennt zur Haustür. Im nächsten Moment klingelt es Sturm. Der Mann erhebt sich langsam von der Couch und geht nun, wie wenige Tage zuvor seine Frau zur Schwiegermutter, mit diesen Schritten vorwärts zur Tür, mit diesen Schritten, die sich wünschten, sie würden in die andere Richtung führen.
Als er die Tür öffnet, schreit ihm die Geliebte entgegen: Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Glaubst du, ich lasse sowas mit mir machen? Dass du mich einfach ignorierst, du bist das Allerletzte - meinen Job und die Wohnung habe ich gekündigt, das war es für mich, schreit sie und wirft ihm eine Tasche mit seinen Sachen, die er in ihrer Wohnung hatte, entgegen. Sie dreht sich um, stößt sich an dem Blumenkübel neben der Tür, schreit noch einmal vor Wut laut auf, setzt sich in den Wagen und fährt mit durchdrehenden Reifen vom Vorplatz.
Die Frau, die dem Wagen noch durch das Küchenfenster nachsieht, murmelt: Irgendwie kann ich sie ja verstehen., seufzt, und geht ins Wohnzimmer. Der Mann hat sich wieder auf die Couch gesetzt und vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Die Frau setzt sich neben ihn, legt ihren Arm um ihn und zieht ihn an sich. Er weint. Nun komm, wird doch alles wieder., sagt sie, hält ihn fest und streichelt seinen Rücken und sein Haar. Nun sieht auch sie das Hochzeitbild gegenüber lange an.
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Am nächsten Morgen wacht die Frau spät auf, grelles Licht scheint bereits durch die Vorhänge. Sie steht auf und geht nach unten in die Küche. Auf dem Tisch steht Frühstück, frische Brötchen, Kaffee in der Thermoskanne, Blumen. Ein Zettel: Musste zu einem Patienten, 1000 Küsse, ich liebe Dich., die Frau setzt sich, nimmt den Zettel in die Hand, plötzlich knüllt sie ihn zusammen und schreit auf, sie weint.
Kurz darauf verlässt sie das Haus, sie fährt mit dem Bus zum Bahnhof, dann weiter mit der Bahn, sie sieht ihr Spiegelbild in der Scheibe an, sie sieht sich selbst in die Augen, lange, eindringlich, aber keiner zwinkert, keiner sieht weg. Sie starrt die ganze Fahrt über in ihr eigenes Gesicht, aber es will einfach keine Reaktion kommen.
An der ihr bekannten Haltestelle steigt sie aus. Den Rest läuft sie zu Fuß, sie kennt den Weg, sie kennt ihn gut von unzähligen Malen, den sie ihn gelaufen ist. Dort vorne noch bis zum Hochhaus, dann ums Eck hinein ins Wohngebiet, dort drüben vorbei an den Gartenzäunen hin bis zu einem Kindergarten. Sie stellt sich vor das Gittertor, Kindergeschrei vermischt sich mit Vogelsingen, sie sieht einige Kinder, die soeben nach außen gebracht werden, von zwei Frauen. Die eine sieht sie an und sie sieht zurück. Die Rothaarige sagt zu ihrer Kollegin: Warte kurz, ich bin gleich zurück.
Sie läuft auf die Frau zu, schnell, und Schritt für Schritt lächelt sie mehr: Na endlich, sag mal, wo warst du denn die ganze Zeit?, aber die Frau sagt nichts. Die Rothaarige kommt aus dem Gittertor und zieht die Frau beiseite: Ich habe dich vermisst. Die Frau sagt: Ich dich doch auch, und küsst die Rothaarige.
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Als die Frau zurückkommt, steht der Mann auf dem Garagenvorplatz und lächelt. Sie sieht ihn fragend an, aber er hält ihr seine Hand hin und sagt: Augen zu., erst in der Garage macht sie ihr Augen auf und sieht das Cabrio. Im Abendlicht fahren sie, sie sitzen im Fahrtwind und irgendwann tastet sie nach seiner Hand und so sitzen sie und schweigen und lächeln.
Am nächsten Tag geht die Frau in die Stadt, sie schlendert durch die Fußgängerzone, als plötzlich eine bekannte Stimme Hallo! ruft, die Rothaarige sitzt dort, mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern, die Frau winkt und lächelt ihnen zu, sie schweigt und geht weiter. Sie weiß, der Mann wird heute in der Arbeit seine neue Kollegin kennenlernen. Sie hat gehört, dass sie hübsch sein soll.

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Im alten Park.
Auf der Bank im Wald, neben mir ein Jogger, der die ganze Zeit die Treppe hinauf und wieder hinunter rennt.
Eine Frau kommt mit einem schwarzen Pudel, der eine Ente im Maul hat. Stolz trägt er sie bis vor meine Füße und lässt sie dort fallen. Tot und leblos liegt das Kuscheltier vor mir.
Na, hat sie sich sehr gewehrt? Musstest du lange jagen, bis du sie gefasst hast? frage ich den Pudel. Er hechelt glücklich vor sich hin. Ich stopfe ihm die Kuscheltierente wieder ins Maul und er läuft weiter.
Der Jogger rennt immer noch wie ein Verrückter die Treppe hinauf und wieder hinunter. Ich weiß gar nicht, warum man sowas macht.

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Träume vom Schreiben.
Manchmal träume ich zu schreiben, ich träume dann, dass ich diesen Editor öffne und Zeilen eintippe und tatsächlich tippe ich im Traum lange Texte und ausladende Gedichte und während ich träume und mir gewahr werde, dass ich ja nur schlafe, versuche ich zu entziffern, was ich da schreibe, um etwas zu haben, was ich schreiben kann, wenn ich denn dann wach bin, aber es gelingt mir nicht, leider gelingt es nie. Und so öffne ich diesen Editor und tippe Zeilen ein und oft genug lösche ich sie und schließe den Editor wieder.
Vorbei die Zeit, in der ich etwas zu sagen hatte.

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Blick aus dem Fenster.
Der Zug steht, der Sitz auch, und draußen, außerhalb des Fensters rast die Landschaft an mir vorbei. Manchmal frage ich mich, wie das wäre, wenn man in einem tatsächlich stehenden Zug säße und auf einer Leinwand außerhalb des Fensters eine Landschaft an einem vorüberrasen sähe, ob man dann vielleicht nicht trotzdem dächte, man selbst sei es, der rast und die Landschaft die, die steht; allein, weil es sonst eben auch immer so ist, dass es zwar wirkt, als ob der Zug steht, der Sitz auch, und draußen, außerhalb des Fensters die Landschaft an mir vorbeirase, aber ich tatsächlich in dem Zug ja die bin, die rast und die Landschaft die ist, die steht und sich nicht bewegt, nicht einen Millimeter, ja wie denn auch.

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Someplace.
Augen zu, auf, zu, Enttäuschung frisst das Herz auf, verleibt es sich ein und lässt es mit einem gewaltigen Schluck im Magen verschwinden. Tränen drückt es aus dem Auge, zu auf zu, geht es zu, auf, Wasser strömt, wieder zu. Schulterklopfen, Mitleid macht es nur schlimmer, lässt die Enttäuschung nicht nur das Herz, auch den Stolz fressen und mit einem gewaltigen Schluck hinunterwürgen. Eklig liegen sie in der Magengrube, Herz und Stolz, vereint in absurder Symbiose. Metaphern der Unnötigkeit, fast so unnötig wie die Enttäuschung, die eigentlich stattdessen hinuntergewürgt gehört.
Aber dafür ist man dann doch zu sehr mensch.

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Hinhören.
resignation
vertrauen
hin ist hin
es kommt wie es kommt
alles zurück und nach vorn.

Zukunft?

stabilität
alleinsein
weg ist nicht da
ändere dein denken
denken ändert fühlen ändert
handeln ändert alles.

Zukunft?

gemeinsam lebt sich einsam leichter
lässt sich die welt dann doch besser ertragen.

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Pläne und Zeiten.
Immer wenn ich im Terminplan gefangen bin und nicht rauskann aus den Kästchen, den gelb oder rot oder auch grün angemalten Kästchen mit Uhrzeiten und Orten darin, immer also, wenn ich in so einem gelben oder roten oder auch grün angemalten Kästchen sitze und nicht rauskann und sich die Uhrzeit oder der Ort wie ein Gitter vor mich schiebt und ich in diesem Kästchen also gefangen bin, dann kann ich nicht mehr. Ich schlafe unruhig, ich esse unruhig, und in jeder Zwischenpause, also immer dann, wenn da kein gelbes oder rotes oder grün angemaltes Kästchen ist, bin ich trotz alledem gefangen im Terminplan, gefangen in der weißen Lücke hinter dem Wörtchen "frei", das sich wie ein Gitter vor mich schiebt und mich also im Terminplan gefangenhält.
Ist der Terminplan wieder hinfällig, weil endlich wieder Ruhe einkehren kann, stehe ich Sonntagmorgens trotzdem früh auf, gerade, wenn die Morgenvögel zu schreien anfangen, ich frühstücke, ich putze, ich mache dies und das und dann ist es gerade mal zehn und eigentlich weiß ich schon nichts mehr mit mir anzufangen.

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Sehnsucht.
Still schweigt Sehnsucht quält Sehnsucht hält Sehnsucht das Herz fest im Griff schnürt den Atem ab ganz eng den Atem ab hält das Herz fest im Griff die Lunge auch und eigentlich alles
Die Gedanken quält Sehnsucht macht das Leben still und hat die Freude fest im Griff bringt die Stille in den Tag ganz fest die Freude im Griff und die Stille und das Leben auch und eigentlich alles
Rückwärts zählen die Tage immer Rückwärts die Nächte alles Rückwärts bis die Sehnsucht endlich weg ist endlich frei atmen, Herzschlag, Freude, Licht.

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Absurditäten.
Wie Sardinen, denke ich, wie Sardinen stehen sie gedrängt in der Bahn, Haut an Haut, Schweiß an Schweiß, den Atem vom einen und vom anderen im Gesicht. Im Versuch, den anderen nicht zu berühren, drehen sie sich und haben erst recht die Hand, das Bein, die Berührung des anderen am eigenen Körper. Im Gemenge ich, eine Hand in der Halteschlaufe, den Rest des Körpers abgestützt an anderen Körpern. Ich höre die Musik aus den Kopfhörern des Mannes rechts von mir, lasse sie das Gespräch eines Paares links von mir begleiten, während ich im Fenster eine Frau beobachte, die ihrerseits sich selbst beobachtet.
Bei jedem Halt geht die Tür auf und die schon so volle und gedrängte Masse sieht entsetzt auf diese zehn, fünfzehn, zwanzig Menschen, die ihrerseits entsetzt auf die so volle und gedrängte Masse sehen. Die zehn, fünfzehn, zwanzig Menschen holen Luft, halten sie an und quetschen sich seufzend durch die Tür, in die Masse hinein und werden innerhalb von Augenblicken selbst Teil dieser Masse, Haut an Haut, Schweiß an Schweiß, den Atem vom einen und auch vom anderen im Gesicht. Irgendwo hinten im Bahnabteil singt eine christliche Kindergruppe: Er ist am Kreuz gestorben, ich glaube fest daran...

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Neue Worte.
-Umzug von lakowka.blog.de-

Nach so langer Zeit wieder zu schreiben, ist wie laufen lernen. Ein Wort hinter das andere setzen wie sonst einen Fuß vor den andern, weiter, weiter, immer weiter, nicht verunsichern lassen von Wörtern, die in den Kopf, in die Finger wollen, nicht von der eigenen Unsicherheit aufhalten lassen, nicht stehenbleiben, weiterschreiben, immer weiter.
Während ich nun meine ersten Geh- bzw. Schreibversuche mache, sitze ich an der Bahnhaltestelle. Die Sonne scheint, die Bahn streikt, die Vögel zwitschern und die Straße brummt. Wenn die Bahn kommt, werde ich einsteigen.
Manchmal habe ich ja die abstruse Idee, wenn ich einmal einen Zug verpassen würde, zu dem ich gerade noch hinrenne, und völlig außer Atem am Gleis stehe, dem Zug verzweifelt hinterhersehe, dass ich einfach in einen anderen steige und ganz woanders hinfahre. Die Idee heitert mich dann immer ziemlich auf.
Vielleicht fehlt mir auch einfach der Mut, das auch mal zu tun. Aber immerhin habe ich nun wieder genug Mut, um zu schreiben.
Auf ein Neues....

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